Inhalt / Kritik
Ein Jahr ist es her, dass die bekannte Sängerin Skye Riley (Naomi Scott) in den Autounfall verwickelt war, der ihren Freund, den Schauspieler Paul Hudson (Ray Nicholson), das Leben gekostet hat. Sie selbst überlebte schwer verletzt, noch immer macht ihr der Rücken Probleme. Dennoch ist es an der Zeit für ein Comeback. Die neue Tournee steht an, vorher gilt es allerlei Promotermine hinter sich zu bringen, die ihre Mutter Elisabeth (Rosemarie DeWitt) organisiert. Von Schmerzen und ihren Erinnerungen geplagt, ist Skye jedoch auf Medikamente angewiesen – auch solche, die ihr niemand verschreibt. Als sie deswegen bei ihrem alten Bekannten Lewis Fregoli (Lukas Gage) vorbeischaut, verhält er sich jedoch sehr merkwürdig. Und das ist nur das geringste Problem für die junge Frau, deren Leben an dem Abend erneut auf den Kopf gestellt wird …
Die Angst vor dem Grinsen
Auch wenn die Kinos weltweit über Besucherschwund klagen und viele vermeintlich sichere Hits in den letzten beiden Jahren gefloppt sind – aktuell etwa Joker:Folie à Deux –, gibt es doch auch immer wieder Überraschungshits. Vor allem das Horrorgenre bietet sich hierfür an, da die Filme oft ohne große Stars oder teure Effekte auskommen und damit vergleichsweise günstig produziert werden können. Da braucht es dann nicht ganz so viel, um rentabel zu sein. Einer dieser Überraschungshits der letzten Jahre war Smile – Siehst du es auch?, das für günstige 17 Millionen US-Dollar entstanden ist und am Ende 217 Millionen wieder einspielte. Eine fette Rendite also. So fett, dass ein halbes Jahr später bereits die Fortsetzung angekündigt wurde. Ziemlich genau zwei Jahre nach dem Erstling wird in Smile 2 – Siehst du es auch?die Geschichte dann auch fortgesetzt.
Wobei der Nachfolger nur bedingt an den ersten Teil anknüpft. So kehrt zwar Polizist Joel (Kyle Gallner) zurück, der den Terror beim letzten Mal überlebt hatte. Seine Rolle ist aber ziemlich klein und für die Geschichte letztendlich irrelevant. Man braucht auch sonst keine wirklichen Vorkenntnisse, da wir bei Smile 2 – Siehst du es auch?mehr oder weniger dieselbe Situation durchmachen wie beim letzten Mal. Erneut macht die Hauptfigur eine schreckliche Beobachtung und wird anschließend von Visionen verfolgt, die sonst niemand sehen kann. Regisseur und Drehbuchautor Parker Finn verlässt sich dabei auf das Bewährte. Das Unheimliche an diesen Visionen ist, dass die Wachalpträume meistens mit einem Menschen verbunden sind, der ein breites Grinsen aufsetzt. Das war schon beim letzten Mal ein Verkaufsschlager und Teil des Marketings. Es hat auch bei der Wiederholung nicht an Wirkung eingebüßt: Der Anblick, wenn aus dem Nichts Leute auftauchen, die wortlos grinsen, ist das erstaunlich unheimlich.
Bekannt, aber erneut spannend
Wirklich neue Einfälle sucht man dabei leider vergeblich, auch wenn Finn im Vorfeld sagte, dass er Ideen habe, wie man die Geschichte erweitern könnte. Eine wirkliche Erklärung für das mordende Wesen liefert er nach wie vor nicht, was aber nicht unbedingt ein Manko ist und was der Filmemacher bewusst ablehnt. Ein wenig hebt sich Smile 2 – Siehst du es auch?von dem Vorgänger ab, indem die Protagonistin durch den Unfall und den Tod ihres Partners traumatisiert ist. Originell ist das aber nicht, viele Horrorfilme stellen solche Figuren in den Mittelpunkt, um so offen zu lassen, ob eine Vision nun real oder eingebildet ist. Denn wie soll man jemandem glauben, der psychisch dermaßen angeknackst ist? Wobei der Nachfolger diese Visionen noch einmal deutlich ausbaut. Etwas zu sehr: Irgendwann ist auf einmal gar nichts mehr sicher. Das verstärkt dann zwar das Gefühl, dem Wesen ausgeliefert zu sein, führt aber auch zu einer gewissen Willkürlichkeit.
Doch auch wenn da diverse Punkte sind, die man an dem zweiten Teil kritisieren kann, wozu ebenfalls die lange Laufzeit gehört, ist er erneut sehenswert geworden. Da sind eine Reihe von Szenen dabei, bei denen es richtig furchteinflößend wird. Andere sind auch überraschend brutal, da muss man etwas härter im Nehmen sein. Hinzu kommt eine tolle Besetzung. Im Mittelpunkt steht natürlich Naomi Scott (Aladdin), die in Smile 2 – Siehst du es auch? nicht nur ihr bekanntes gesangliches Talent vorführen kann, sondern auch bei der Darstellung eines zunehmenden Zusammenbruchs überzeugt. Man fühlt richtig mit, wie alles, was Skye Sicherheit geben könnte, wegbricht, sie völlig den Halt verliert, so sehr sie sich auch dagegen währt. Das ist über weite Strecken spannend, selbst wenn sich vieles dabei wiederholt. Dafür gibt es ein Ende, das zwar nicht ganz überraschend kommt, dafür aber richtig perfide ist und den Grundstein für eine weitere Eskalation legt. Kunstvoll inszeniert ist das sowieso, die aus dem ersten Teil bekannten Kameraspielereien sind wieder mit dabei.
Credits
OT: „Smile 2“
Land: USA
Jahr: 2024
Regie: Parker Finn
Drehbuch: Parker Finn
Musik: Cristobal Tapia de Veer
Kamera: Charlie Sarroff
Besetzung: Naomi Scott, Rosemarie DeWitt, Dylan Gelula, Miles Gutierrez-Riley, Peter Jacobson, Ray Nicholson
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